Frieren? Enteignen? Kämpfen?

Wir werden am Ende des kommenden Winters unsere Gas-/Stromrechnungen nicht mehr zahlen können. Die Meisten von uns verschließen davor die Augen. Werden wir im Kalten sitzen? Es wird keine finanzielle Lösung geben. Man kann nicht würdevoll frieren. Werden wir kämpfen? Jetzt fragen sich alle, wie mit der „Gaskrise“. Umzugehen sei. Uns langweilt schon der Gedanke an all die nutzlosen Demos, die hier und da erdacht werden. Es gibt keine „Gaskrise“. Es gibt auch keine Gasknappheit. Es gibt jetzt einfach für Energiekonzerne die Möglichkeit, mehr Geld für Gas zu verlangen. Der ganz gewöhnliche Kapitalismus wird dazu führen, dass wir frieren werden.

Was nützen Rufe nach Enteignung der Konzerne, wenn dann der Staat den Profit machen wollte? Wollen wir wirklich einen staatskapitalistische Planwirtschaft? Wir denken, kapitalistische Planwirtschaft kann es nur im Paket mit autoritärer Herrschaft geben. Und wenn Staat zu kapitalistischen Akteuren werden, ist Krieg vorprogrammiert. Denn Konkurrenz belebt dann kein Geschäft mehr, sie wird zum Kriegsgrund. Die Forderung nach Enteignung der Energiekonzerne ist verlockend, aber kurzsichtig. Wir denken, sie führt in die falsche Richtung. Zwar wäre bei Staatskonzernen theoretisch mehr gesellschaftliche Kontrolle über das Geschäftsgebaren möglich, aber wir sehen zur Zeit keine gesellschaftlichen Strukturen, die das leisten könne.

Wir haben viele Fragen, aber wenige Antworten.

Vielleicht können diese Antworten aber auch nur aus einer lebendigen Auseinandersetzung kommen; einer von der Straße, nicht aus den Hinterzimmer. Wir brauchen Feuertonnen auf den Straßen und Plätzen an denen sich gewärmt und diskutiert werden kann; von denen Aktionen ausgehen.

>> Für was wird Energie verbraucht? Wie wohnen wir? Was konsumieren wir? Welchen Energieverbrauch legitimieren wir durch Schwiegen?<<

Das Wohnen alleine zu zweit oder in der Kleinfamilien verbraucht mehr Energie, als wenn gemeinschaftlich gewohnt und gelebt würde. Wie wir wohnen, was für Häuser gebaut werden, muss Thema sein.

Viele Energie geht für überflüssigen und hirnrissigen Konsum drauf. Die Produktion dieser Produkte und unser Kaufverhalten muss Thema sein. Unser Mobilitätsverhalten muss Thema sein. Die industrielle Landwirtschaft muss Thema sein. Diese ganze beschissene System und unser korruptes Verhältnis zu ihm muss Thema sein.

Ein Enteignung der Konzerne verbessert nicht die Verhältnisse, wenn nicht gleichzeitig all diese Themen radikal angegangen werden. Wenn jetzt einfach billigere Energie gefordert wird, werden wir uns dem nicht anschließen. Solange nicht in Frage gestellt wird, wofür überhaupt Energie verwendet wird, wird keine emanzipatorische Bewegung entstehen könne. Im Gegenteil: das eine Beharren auf billiger Energie unter kapitalistischen Verhältnissen (auch staatskapitalistischen) zerstört weiter die Biosphäre und manifestiert globale Ausbeutungsverhältnisse. Wir werden auch nicht Teil einer Bewegung werde, deren Protagonist_innen aus ihren gut beheizten allein bewohnten Wohnungen heraus die Armen umgarnen, weil es ansonsten die FPÖ tut.Wir lassen uns nicht zur taktischen Manövriermasse von unterbeschäftigten Bewegungsmanager_innen machen.

Stattdessen rufen wir alle dazu auf, sich in die Diskussionen zu stürzen, gemeinsam mit den vielen Anderen, die nicht wissen, wie sie die Rechnungen bezahlen können. Wir werden uns vielleicht einfach weigern, höhere Energierechnungen zu zahlen und diese öffentlich propagieren. Wir werden vielleicht die Energiefirmen angreifen, die weiter Gewinne abschöpfen…

Nur wenn die Gaspreisproteste als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung gedacht werden und wenn sie gemeinsam mit den tatsächlich Frierenden durchgeführt werden, sehen wir uns als Teil von ihnen. Dass gehandelt werden muss, steht für uns aber außer Zweifel. Auf geht’s.