Auch dieses Jahr fand in Salzburg am 08. März, dem feministischen Kampftag, wieder eine Demonstration statt. Teilgenommen haben ca. 150 bis 200 FLINTAs, die gemeinsam kämpferisch durch die Stadt zogen.
Da die Veranstaltung als Safespace für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht binäre und trans Personen („FLINTAs“) diente, waren cis Männer nicht eingeladen.
Der Treffpunkt war, wie schon in den letzten Jahren, die Neue Mitte Lehen, wo wir uns einen Beitrag zum 8. März in leichter Sprache anhörten, über die Rechtshilfe informiert wurden und schon zum ersten Mal lautstark klargemacht haben, dass unsere Veranstaltung FLINTA ONLY ist. Es gab unterschiedliche Schilder und Transpis, die wir uns schnappten, einen Block bildeten und voller Energie zur Lehner Brücke zogen, um dort die erste Pause zu machen, um uns zu einem feministischen Reggaeton Song tanzend die Straße anzueignen. Den ersten Stau haben wir damit auf jeden Fall ausgelöst! Weiter ging es in die Plainstraße, in der sich die Praxis des extrem-fundamentalistischen Psychotherapeuten, Johannes Josef Bucher, befindet. Direkt vor der Eingangstür machten wir abermals Halt, wurden über seine menschenverachtende Politik und die Organisation Human Life International informiert, in der Bucher aktiv ist. Gegen jede Art von Abtreibung, gegen jegliche Verhütung, gegen safer sex und katholisch fundamentalistisch, gar keine Toleranz für sowas. Wir sangen dem Bucher einige der zu Pro Choice Liedern umgeschriebenen Kirchensongs vor und machten mal wieder klar: „Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!“. Gute Nacht, Herr Bucher. Spontan erzählte uns an dieser Stelle Christine Nagl von einer damals illegalen Abtreibungsklinik, die sich in derselben Straße befand. Am Hauptbahnhof wurden sehr bedrückende Themen angesprochen. 31 FLINTAs verloren 2021 ihr Leben wegen patriarchaler Gewalt und weitere 63 waren, laut Autonomen österreichischen Frauenhäusern, schwerer Gewalt oder Mordversuchen ausgesetzt. Alle diese gelungenen und versuchten Femizide erfolgten durch (Ex-)Partner, Familienmitglieder oder männlich gelesenen Personen im nahen Umfeld der Opfer. Außerdem gab es einen Beitrag der Antira Salzburg zu der Situation in der Ukraine und inwiefern der Krieg FLINTAs betrifft. Nach diesen zwei Themen zogen wir gemeinsam, teilweise Arm in Arm, bedrückt, traurig aber auch vor allem wütend weiter am Kiesel vorbei, laut Parolen schreiend. Und doch drehten wir die Musik am Max-Ott-Platz, oder besser bekannt als der „8. März Kreisel“ wieder volle Kanne auf und tanzten ein paar Extrarunden. Der Bus- und Autostau zog sich bis zum Hauptbahnhof! Kurz darauf stießen wir zum Mirabellplatz, wo uns Christine Nagl über Sexarbeit in Österreich informierte. Weiter ging es zum Platzl, wo es letztendlich einen Redebeitrag zu Burschenschaften und Antifeminismus in Österreich gab und ein wunderbares anarchafeministsiches Konzert mit einer Ziehharmonika und Stimme. Eigentlich wollten wir noch viel weiterziehen, über die Staatsbrücke, dem Rudolskai an der Salzach entlang, hin zum Mozartplatz, um schlieẞlich am alten Markt unsere Schlusskundgebung zu machen. Doch wir waren alle so erschöpft und ausgepowert von dieser unglaublich lauten, kämpferischen, wütenden, freudigen und tanzenden Demo, dass wir uns gemeinsam entschieden, hier zu enden. Sich zu überschätzen, gehört auch dazu! Also hörten wir uns den letzten Beitrag an, eine empowernde Botschaft, unseren Feminismus intersektional zu gestalten, ein Aufruf dazu, die eigenen Privilegien zu reflektieren und unseren mehrfach diskriminierten Freund*innen zuzuhören und Platz zu geben. Wir tanzten eine letzte Runde und zogen gemeinsam ins SUB, um den Abend dort ausklingen zu lassen.
Auch heuer störten cis Männer immer wieder die Demonstration, jedoch schafften wir es gemeinsam mit dem Awareness Team gröbere Auseinandersetzungen zu verhindern.